Update: Ein Kommentar von N24 (Leistungssport ohne Doping?)
Interessiert habe ich die Berichterstattung und Dopinggeständnisse der letzten Tage verfolgt. Es fing mit dem Geständnis von Bernd Dietz bei Beckmann an, das ich zufällig live sah (also die Sendung war natürlich vorher aufgezeichnet worden, aber ich sah das Interview und die Sendung fast von Anfang an – interessanter Link „Die ARD-Tonstörung namens Godefroot“), ging weiter über Christian Henn und Udo Bölts, bis hin zu den Geständnissen von Erik Zabel und Rolf Aldag (seit November 2006 Sportdirektor des T-Mobile-Teams). Alle genannten waren Mitte der Neunziger Fahrer im Team Telekom. Nun aber zu sagen, das sei das einzige Team, das gedopt hat, ist wahrscheinlich falsch. Ganz im Gegenteil, es war anscheinend so, dass erst andere Teams mit dem EPO-Doping begannen und der Erfolgsdruck auf das Telekom-Team so sehr wuchs, dass sie es schließlich auch anwendeten. Dies war besonders aus den Aussagen von Bernd Dietz herauszuhören. Es geht aber nicht darum, wer mit dem Doping angefangen hat, vielmehr sollte an den Ursachen und der Prävention gearbeitet werden. Dass von den Fahrern und den Teams Erfolg um jeden Preis verlangt wird, darf nicht die Regel sein. Es kann nicht sein, dass viele Fahrer und auch andere Sportler keinen anderen Weg mehr sehen als das Doping, um dem Leistungsdruck gerecht zu werden, ihren Arbeitsplatz und/oder die Position als Leistungssportler zu sichern und dies zu ihrem Alltag gehört. Natürlich möchten alle erfolgreich sein, aber dies sollte mit fairen Mitteln sowie guter und auch harter Arbeit sowie ausgeklügelten und legalen Trainingsmethoden erreicht werden – unterstützt durch starke mentale Leistungen. Das ist sicherlich nicht der einfachere Weg, aber der richtige. Ein Problem ist auch die Mentalität „ich kann ohne Doping nicht gewinnen“. Dieser gilt es entgegenzuwirken – und das gilt nicht nur für den Radsport, sondern auch für andere Sportarten, besonders natürlich Ausdauersportarten – aber auch für „Schnellkraftsportarten“ wie z. B. Gewichtheben oder die Leichtathletik.
Forderungen, Ergebnisse wie den Tour de France-Sieg von Jan Ullrich aus dem Jahre 1997 zu annulieren, halte ich dabei jedoch nicht für den richtigen Weg. Inzwischen ist überhaupt nicht mehr nachzuverfolgen, wer alles gedopt hat und es ist zu befürchten, dass dies ein Großteil des teilnehmenden Feldes tat. Ich halte es jedoch für richtig, Titel aus der jüngeren Vergangenheit abzuerkennen, bei denen die Fahrer unmittelbar nach dem Gewinn des Dopings überführt wurden. Zumindest sollte klar sein, dass aktuelle und neue mit Hilfe von Doping erzielte Erfolge nicht toleriert werden sollten und rigoros durchgegriffen werden muss. Wichtiges Mittel dabei ist die Verbesserung der Kontrollmethoden und auch die Häufigkeit und Regelmäßigkeit der Kontrollen. Am wichtigsten ist jedoch eine weitere Veränderung der Mentalität, so dass alle einen sauberen und transparenten Sport unterstützen und dies nicht bloß vorgeben.
Bleibt zu hoffen, dass auch weitere Betroffene, wie besonders Jan Ullrich, in den nächsten Tagen die Chance nutzen und endlich ihre ganze Geschichte erzählen. Aber noch schweigt Ullrich. Meiner Meinung nach hat er leider eindeutig die falschen Berater und lässt sich zu sehr unter Druck setzen.
Einer von vielen Kommentaren dazu aus dem Internet: „Bitte nachmachen!“ sowie eine Umfrage der FAZ
Für mich ist übrigens auch klar, dass ein Mann wie Lance Armstrong systematisch gedopt hat. Sieben mal in Folge die Tour de France so unangefochten zu gewinnen, kann nur schwer mit rechten Dingen zugehen. Auch dazu gibts mal wieder in Wikipedia einiges zu lesen: Dopingvorwürfe Lance Armstrong
Weitere Infos:
EPO Infografik (von faz.net)
EPO-Wirkung und Nachweis (Video)
„Der EPO-Nachweis“ auf cycling4fans.de
„Doping-Geschichte des Radsports“ auf cycling4fans.de